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Die Sainäwwel: Der letzte Vorhang fällt

11 Dezember 2025

Anfang Dezember fand die Jahreshauptversammlung der Theatergruppe „Die Sainäwwel“ statt. In dieser Sitzung wurde die Auflösung des Vereins diskutiert und beschlossen.

Seit nunmehr 40 Jahren hat die Theatergruppe „Die Sainäwwel“ das Publikum in und um Bürstadt herum mit witzigen, und sehr guten Mundart-Theaterstücken begeistert. Sie sind stets als Garant für gute Unterhaltung mit viel Lokalkolorit bekannt gewesen.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1985 und dem ersten Stück „Besuch aus Monnem“ wurde bis ins Jahr 2020 jährlich ein mitreißendes Stück geboten und so konnten viele Fans gewonnen werden. Dies trug dazu bei, dass „Die Sainäwwel“ im Jahr 1994 als „Kulturpreisträger der Stadt Bürstadt“ ausgezeichnet wurden.

Doch mit Corona wurde alles anders. Im Jahr des Lockdowns liefen die Vorbereitungen für ein neues Stück bereits auf Hochtouren, doch plötzlich kam alles zum Stillstand. Die Aufführungen im Jahr 2020 mussten abgesagt werden. Drei Jahre durfte nicht gespielt werden und erst 2023 schaffte man es wieder mit einem Stück auf die Bühne.

Bereits da waren jedoch deutliche Spuren zu erkennen, dass das Umfeld schwierig geworden war. Viele der Theaterleute hatten mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen, wie alle Bereiche der Kunst. Einige orientierten sich beruflich neu, die Freizeit wurde anders gestaltet, es gab gesundheitliche Probleme oder es wurden schlicht die Prioritäten anders gesetzt. Zusätzlich wurden viele der Mitglieder nicht jünger. Neue Mitstreiter waren in solchen Zeiten schwer zu finden. Wer ist schon bereit, sich mit viel Enthusiasmus und Zeitaufwand über fast ein halbes Jahr regelmäßig intensiv mit Proben einzubringen? So viel Herzblut findet man immer seltener. Viele sind zeitlich anders eingebunden.

Final kam nun noch dazu, dass nach dem Stück 2023 die Spielstätte in Riedrode aufgrund eines Schimmelschadens in einem städtischen Kindergarten aufgegeben werden musste. Nun war es noch schwieriger, zu planen, da lange nicht klar war, wie lange das Bürgerhaus Riedrode nicht zu Verfügung stehen würde. Mit der Zeit nahm die Zahl der Aktiven vor und hinter den Kulissen ab und eine neue Spielstätte war auch nicht zu finden. Wo kann man über ca. drei Monate die Kulissen stehen lassen, um dort final zu proben und schließlich auch die Aufführungen durchzuführen – ohne ein vierstelliges Budget zu investieren? Die Suche nach einem alternativen Spielort erstreckte sich in und um Bürstadt. Eine klare Aussage, wie es in der ans Herz gewachsenen Spielstätte in Riedrode weitergehen konnte, war bis Mitte 2025 seitens der Stadtverwaltung Bürstadt nicht zu bekommen.

Als dann endlich die positive Aussage zur Spielstätte da war, gab es kaum mehr Aktive im Verein. Bereits zu Zeiten des letzten Stückes ging man regelmäßig auf Fans und Freunde zu und suchte nach Mitstreitern. Hier gab zwar es einzelne positiver Rückmeldungen, jedoch fehlte noch immer eine Spielstätte, sodass sich die Interessenten aufgrund der unklaren Zukunft dann doch einer anderen Theatergruppe anschlossen.

Zusammenfassend fehlt es mittlerweile nicht nur an engagierten Schauspielern, sondern insgesamt an genug helfenden Händen und Menschen mit Motivation und Herzblut für ein Weiterbestehen der jahrzehntelang beliebten, erfolgreichen und überregional bekannten Mundart-Theatergruppe.

Nun ist es also so weit: Die Verantwortlichen um die erste Vorsitzende Gabi Schäfer-Bauer sehen keine Zukunft mehr für das Theaterspielen in Bürstadt und bedauern dies sehr. Da es für einen Verein auch immer laufende Kosten gibt und demgegenüber keine Einnahmen stehen, gibt es auch ein finanzielles Thema, wenngleich dies keineswegs das entscheidende Kriterium ist.

Seit Gründung der Sainäwwel wurden immer alle Einnahmen gespendet, sodass in der gesamten Zeit die stolze Summe von 267.000 € an unterschiedlichste Gruppen in und um Bürstadt gespendet werden konnten. So war das Theaterspielen stets mit viel Spaß und dem guten Zweck verbunden.

Der Tenor aus der letzten Sitzung der Sainäwwel war: „Alles hat seine Zeit…“, was Gründungsmitglied Norbert Gebhardt auch mit einem Zitat aus dem Alten Testament nochmal hervorhob. Der letzte Vorhang ist also 2023 mit „Endschdadsjon Boschadadd“ gefallen und man wird sich schweren Herzens mit der Liquidation des Vereines befassen müssen.